Toni Innauer

Rückseite einer Ikone

Rückseite einer Ikone

Foto: HP Gregor Schlierenzauer

 

 

Die zwei erfolgreichsten noch aktiven Sportler Österreichs sind Gregor Schlierenzauer und Marcel Hirscher, beide sind zu Saisonbeginn verletzungsbedingt leider nur Zuseher.

Beide haben Sportgeschichte geschrieben. In einem Alter, in dem andere das erste Mal an der Weltklasse anklopfen, waren die zwei bereits etablierte Seriensieger und Stars. Die frühe Verwirklichung der eigenen Wünsche und Träume zu erleben, kann die Rookies aber auch überfordern. Leistungen, die Bewunderung und Verehrung erzeugen, lassen auch die Kehrseite mitwachsen: übertriebene Rollenerwartungen an blutjunge Männer in der ungewohnten Öffentlichkeit. Neid und Missgunst lassen angesichts der Erfolge solcher Überflieger auch nicht lange auf sich warten.

Hirscher wurde schon viermal zum beliebtesten Sportler Österreichs gewählt, Schlierenzauer erstaunlicherweise noch nie. Vielleicht spielte es eine Rolle, dass Siege in alpinen Bewerben unverkennbar harte Arbeit im Trainings- und Testbereich sowie enormer Belastbarkeit und Robustheit spiegeln. Angesichts eines elegant schwebenden Skifliegers entsteht leicht das trügerische Bild von Abgehobenheit im doppelten Wortsinn. Das stets fordernde Übertalent, dessen Karriereverlauf wie auf dem Reißbrett funktionierte, erntete zwar höchste Anerkennung, die Herzen aber flogen anderen zu. Die Szene registrierte es, der Star selber litt darunter, und Sportlerwahlen unterstreichen es.

Hermann Maiers Beliebtheit wuchs auch erst nach seinem Motorradunfall ins Unermessliche. Das Volk möchte seine Helden paradoxerweise auch leiden sehen.

Schon seit einiger Zeit geht Gregor „nicht mehr über das Wasser“, und kämpft mit seiner Form. Der Überflieger ist irdisch geworden, Reglementänderungen und Verletzungen ließen ihn straucheln. Statt auszusteigen stellt er sich mutig der ungewohnten Herausforderung. Der Film „Weitergehen“ erzählt davon und von der Suche nach dem Sinn des Ganzen. Ein starker, aber hochsensibler Mensch hinter der Sportikone wird greifbarer. Hauptdarsteller und Produzenten lassen tief blicken und schaffen es, dabei nicht ins Wehleidige abzugleiten. Verständnis, Nähe und Sympathie für einen, der nur scheinbar alles hatte, machen sich breit.

Zum Weltcupauftakt in Polen wird die Dokumentation in Servus TV und ORF zu sehen sein. Mit erfreulich ansteigender Form aus den letzten Sommerwettkämpfen wollte sich Gregor gleichzeitig auf der Schanze zurückmelden. Erneutes Verletzungspech macht – nur vorübergehend! – einen Strich durch diese Rechnung.

 

 

Für alle Interessierte hier der Link zum Trailer „Weitergehen“ und die Termine der Ausstrahlungen:

  • 13.11.2017 um 20.15 Uhr auf Servus TV
  • 18.11.2017 um 18.00 Uhr im ORF 1
  • ab 19.11.2017 on demand auf Red Bull TV

 

 

Ihr Toni Innauer

 

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